Schule Pukllasunchis

Die Schule ist das eigentliche Kernstück von Pukllasunchis. Seit 2001 verfügt die Bildungsinstitution über eine eigene Schulanlage in Tikapata («Ort der Blumen») am Stadtrand von Cusco. Es werden dort 760 Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 17 Jahren unterrichtet. In der Zeitspanne von 1988 bis heute haben über 1200 Jugendliche das Colegio mit einem Schulabschluss verlassen und haben anschliessend in ihrer Mehrheit ein Studium aufgenommen.

Die Akteure

Pukllasunchis betrachtet Bildung und Erziehung als eine gemeinsame Aufgabe von Lehrern und Lehrerinnen, Schülern und Schülerinnen, Müttern und Vätern.

Die Schülerschaft

Die Schülerschaft in Tikapata widerspiegelt die vielfältige Realität der Region von Cusco.

Pukllasunchis nimmt SchülerInnen aus allen Bevölkerungsgruppen, allen Einkommensschichten und Kinder mit unterschiedlichen intellektuellen und praktischen Fähigkeiten auf. Die gezielte kulturelle und sozioökonomische Durchmischung liegt Pukllasunchis ganz besonders am Herzen.

Das Interesse an der Schule Pukllasunchis ist heute so gross, dass nicht alle Aufnahmegesuche berücksichtigt werden können.

Die Lehrpersonen

Die Schule stellt an ihre Lehrpersonen hohe Ansprüche. Sie verfügt über viele fachkundige und erfahrene LehrerInnen, die diesen Anforderungen genügen.

In Peru sind jedoch gut qualifizierte Lehrer:innen Mangelware, und die Rekrutierung von ausgewiesenen pädagogischen Fachkräften stellt Pukllasunchis immer wieder vor ernsthafte Probleme. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen bleiben ein grosser Teil der Lehrpersonen viele Jahre bei Pukllasunchis oder kehren immer wieder hierher zurück – weil sie etwas verändern wollen und hinter Pukllasunchis stehen.

Eltern und Kinder an einem Schulanlass

Die Eltern

Ohne den Beitrag der Eltern ist die Erziehungsaufgabe aus Sicht von Pukllasunchis nicht zu bewältigen.

Es gehört daher zu den Aufnahmebedingungen des Colegio, dass die Eltern nicht nur ein (einkommensabhängiges) Schulgeld entrichten, sondern sich auch zu einer aktiven Beteiligung am Schulleben verpflichten. Dazu gehören Gespräche mit den LehrerInnen der eigenen Kinder, Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Werkstätten, Mithilfe bei der Vorbereitung und Durchführung von Festen und bei der jährlichen Putzaktion des Schulgeländes von Tikapata.

Die Inhalte

Das Lehrprogramm

Vielfalt kennzeichnet auch das Lehrprogramm der Schule.

Zwar muss sich auch Pukllasunchis an den offiziellen Lehrplan halten, hat ihn aber modifiziert und erweitert. Pukllasunchis hat ein ganzheitliches Lernverständnis d.h. die Kinder sollen nicht nur mit dem Verstand, sondern handelnd und im sozialen Kontext lernen. Pukllasunchis nimmt daher bewusst den Frontalunterricht zugunsten anderer Unterrichtsmethoden zurück; die Kinder sollen zu Wort kommen, ihr Wissen einbringen und sich auch an der Gestaltung des Unterrichts und gar der Schule beteiligen.

Quechua als zweite Sprache

Der Quechua-Unterricht ist für Pukllasunchis ein zentrales Anliegen.

Dabei geht es nicht nur darum, die Sprache als solches zu erlernen, sondern auch über diverse Aktivitäten die andine Kultur in die Schule einzubinden. Hinter dem Fach steht also ein ganzheitlich interkultureller und nicht ein spezifisch linguistischer Ansatz.

Pukllasunchis hat eine eigene Methodik für das Unterrichten des Quechua auf allen Schulstufen erarbeitet und ist ständig daran, diese weiterzuentwickeln. Bisher sind vier Lehrmittel dazu erschienen, die von der 2. Primarklasse bis zur 5. Sekundarklasse eingesetzt werden können. Im Kindergarten und in der 1. Klasse wird das Quechua vor allem mündlich gefördert. Pukllasunchis gibt sein Wissen und seine Erfahrungen auch in der Lehrerbildung weiter und hat bisher eine Vielzahl von Lehrpersonen von anderen Schulen mit seiner Methode vertraut gemacht.

Schulische Inklusion

Seit 2001 nimmt Pukllasunchis auch Kinder und Jugendliche mit anderen Fähigkeiten und speziellem Förderbedarf auf und integrieren sie in die Regelklassen.

Der Schwerpunkt dabei liegt auf der Teilhabe dieser durchschnittlich 50 Kinder und Jugendlichen: wie die anderen Kinder auch, sind sie Teil der Gemeinschaft, können sich gleichberechtigt einbringen und werden in ihren Stärken gefördert und bei ihrem Förderbedarf unterstützt.

Die Verantwortung für die Förderung und Entwicklung aller Kinder und Jugendlichen liegt bei den Klassenlehrpersonen. Für die Umsetzung können sie dabei auf Klassenassistenzen zurückgreifen und sie erhalten Beratung und Unterstützung vom schulinternen Inklusions-Team, bestehend aus zwei sonderpädagogischen Fachpersonen.

Seit 2014 begleitet Pukllasunchis auch die Schulabgänger mit einer Beeinträchtigung bei ihrer Freizeitgestaltung und der Eingliederung in Arbeits- und Studienplätzen (siehe Inklusion)

Ateliers

Ziel ist es, bei den Schülerinnen und Schülern technische und kreative Fertigkeiten zu fördern, basierend auf traditionellem Wissen und Kunsthandwerk.

Dabei sollen die lokalen technischen Ressourcen und Kenntnisse genutzt und die ökologischen Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung berücksichtigt werden.

Die für die Vor- und Primarschule bestimmten Ateliers fördern handwerkliche Fertigkeiten, die später in der Praxis genutzt werden können. Auf allen Stufen werden durch folgende Ateliers die handwerklichen Fähigkeiten gefördert: u. a. Weben, Nähen, Heilpflanzen, Keramik, Holzbearbeitung, Kochen, Papier-Recycling, Silberschmuck.

Die aus diesen Ateliers gewonnenen Produkte werden mit Einverständnis der Behörden auf öffentlichen Plätzen in Cusco verkauft; der Erlös deckt jeweils die gesamten Materialaufwendungen. Wenn man von den Löhnen der Lehrpersonen absieht, sind die Ateliers selbsttragend.

Die Werte

Die Kinder und Jugendlichen erfahren und üben durch die täglichen Lernangebote und gelebten Beziehungen untereinander und mit Erwachsenen Werte wie Solidarität, Autonomie, Fleiss, Organisation und Kreativität. Pukllasunchis ist davon überzeugt, dass diese Grundhaltungen das Fundament für ein harmonisches Zusammenleben innerhalb und ausserhalb der Schulgemeinschaft ist und ein Türöffner fürs Leben.

Interkulturalität

Die andine Kultur durchdringt das ganze Lehrprogramm der Schule in Tikapata.

Damit trägt die Schule dem Umstand Rechnung, dass die andine Kultur die Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen in der Region von Cusco darstellt. Dahinter steht die Überzeugung von Pukllasunchis, dass jede Bildung von der Realität der Lernenden ausgehen muss. Denn das Kind muss zuerst seine eigene Identität entwickeln und damit sich selbst vertrauen können, bevor es etwas verstehen und sich neue Dinge aneignen kann. Die Lerninhalte haben daher in den klassischen Wissensfächern und in den praktischen Programmelementen eine starke andine Orientierung. Die augenscheinlichste Massnahme ist die Aufnahme des Quechua ins Lehrprogramm; seit 2010 wird schon im Kindergarten die eine Hälfte des Morgens in Quechua und die andere auf Spanisch unterrichtet.

Natur als gemeinsamer Lebensraum

Das Lehrprogramm von Pukllasunchis fordert eine kritische Auseinandersetzung mit dem Raubbau an den natürlichen Ressourcen und der daraus resultierenden Störung des ökologischen Gleichgewichts.

Vor allem aber will Pukllasunchis die Kinder dazu anleiten, ihrer natürlichen Umwelt Sorge zu tragen, und will ihnen das Bewusstsein vermitteln, dass sie Teil dieser Umwelt sind.

Gender

Viel Wert legt Pukllasunchis auch auf die Gleichberechtigung der Geschlechter und reagiert damit auf die nach wie vor ausgeprägte Benachteiligung der Frauen in der peruanischen Gesellschaft.

Die Schule in Tikapata achtet nicht nur auf ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen Knaben und Mädchen in den Klassen, sondern setzt sich auch ein für ein Schulklima ohne geschlechterbezogene Herabwürdigung und Diskriminierung.

Spenden-Konto


ZKB, 8010 Zürich
Stiftung PUKLLASUNCHIS
Schulen für Cusco
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