Raúl Chiappe, Co-Direktor von Pukllasunchis berichtet: “Heute begleite ich das Radioteam, während sie den Radiounterricht in der Schule Simatauca durchführen. Früh am Morgen ist das Radioteam mit dem Sisimovil aufgebrochen, einem mobilen Studio, das es den Kindern ermöglicht, ihre eigenen Radiosendungen zu produzieren.
Bereits bei meiner Ankunft wird deutlich, wie gut vorbereitet das Team ist. Mit grossem Einfühlungsvermögen und Hingabe widmen sie sich den Unterrichtseinheiten mit den Schüler*innen. Dank der sorgfältigen Planung läuft alles reibungslos. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie die Kinder in ihre Aufgaben eintauchen. Sie produzieren ihre eigenen Radiosendungen mit einem Enthusiasmus, der ansteckend ist. Ob als kreative Redakteur*innen, Moderator*innenen oder Schauspieler*innen, die Kinder sind in ihren Rollen völlig versunken. Sie erleben jedes Szenario, als wäre es real, und bringen eine Energie und Lebendigkeit ein, die zeigt, wie wichtig dieser Unterricht für sie ist. Die Schulleiterin und das Lehrpersonal sind motiviert, offen und bereit, zuzuhören. Schritt für Schritt werden sie mit dem territorialen und kulturellen Ansatz vertraut, bei welchem von der eigenen Umgebung und der gelebten Kultur ausgegangen wird. Mittels der sprechenden Landkarten wird den Kindern ihr Gemeindegebiet und ihre Kultur bewusst gemacht, um in einem nächsten Schritt grössere Zusammenhänge zu erkennen. Die Lehrpersonen lernen zudem, welch vielfältige Möglichkeiten diese Radioproduktionen bieten: malen und gestalten mit verschiedenen Naturmaterialien, Szenen aus dem Alltag darstellen, mit der eigenen Sprache (Quechua) Handlungen nacherzählen, damit sie im Radio erlebbar sind und vieles mehr… Mit Freude im Herzen verlasse ich das Klassenzimmer und erinnere mich an meine eigenen ersten Erfahrungen als Lehrer. Ich genoss es, zuzuhören und zu beobachten.”
Einladung zum internationalen Kolloquium in Frankreich
Am 17. und 18. Oktober dieses Jahres fand in der Bretagne im Haus der Weltkulturen das internationale Kolloquium des Zentrums für Immaterielles Kulturerbe statt. Diese Veranstaltung wurde in Partnerschaft mit dem Verein „Bretagne Culture Diversité“, der Generaldirektion für Kulturerbe und Architektur des Kulturministeriums sowie in Zusammenarbeit mit regionalen Universitäten und Instituten organisiert.
Unser Radioprojekt wurde an diese bedeutende Veranstaltung eingeladen, um es im Rahmen einer Podiumsdiskussion vorzustellen. Maya leitete zudem einen Workshop, in dem sie anhand unserer Erfahrungen aufzeigte, wie das lebendige Kulturerbe zur Bildung beiträgt.
Die folgende Aussage der UNESCO sprechen Pukllasunchis und dem Radioteam aus dem Herzen: „Der Bildungsbereich erlebt heute auf der internationalen Bühne eine bedeutende Wende, indem Kulturen und Künste als Grundlage des Lernens und Lehrens betrachtet werden. Die von der UNESCO geförderten neuen Rahmenbedingungen bestätigen, dass das lebende Kulturerbe eine grundlegende Ressource darstellt, um Bildungspraktiken zu entwickeln, die mit der Geschichte, den Erfahrungen und den Situationen der Lernenden und Lehrenden verbunden sind.“